Dr. Adrian Lüders

Digitaler Wandel und Gesellschaft

Der digitale Wandel verändert den gesellschaftlichen Umgang mit Informationen grundlegend. Nicht nur bietet das Internet Nutzer:Innen einen nie dagewesen Zugang zu Informationen jedweder Couleur. Es ermöglicht Ihnen auch vorhandene Informationen öffentlich zu bewerten, zu verbreiten, sowie mit einfachsten Mitteln und in Echtzeit selbst zur Informationsquelle zu werden.

Die ermächtigenden Konsequenzen dieser Emanzipation von traditionellen „Informations-Gatekeepern“ offenbaren sich insbesondere in Kontexten, in denen bestehende Machtasymmetrien das Aufdecken und Anprangern von Missständen erschweren. Gleichzeitig stehen digitale Medien jedoch ebenso für die Verbreitung von Falschnachrichten, Propaganda und Verschwörungstheorien, sowie für neue Formen digitaler Gewalt.

Birgt der digitale Wandel demnach ein Potential individueller Ermündigung oder Entmündigung im Umgang mit Informationen? Fördert er gesellschaftliche Vernetzung und Solidarität oder schafft er Polarisierung und Feindseligkeit?

Die Nachwuchsgruppe „Wandel“ wird sich diesen Problemstellungen widmen und mögliche Auswirkungen des digitalen Wandels auf Individuen und Gesellschaft im Kontext drängender globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Krieg, und Migration erforschen. Das Ziel unserer Forschungsarbeit ist es, einen Teil dazu beizutragen, die gemeinsame Herausforderung „digitaler Wandel“ erfolgreich zu bewältigen.

Zur Person

Im Frühjahr 2023, habe ich die Leitung der Nachwuchsgruppe „Wandel“ übernommen. Ein gleichermaßen spannendes wie herausforderndes Unterfangen, denn schließlich hat sich die Nachwuchsgruppe keiner geringeren Aufgabe verschrieben, als die digitale Transformation von Gesellschaften zu erforschen und durch effektive Wissenschaftskommunikation gewinnbringend zu unterstützen.

In meiner Forschung beschäftige ich mich damit, wie Menschen sich selbst und ihre Umwelt wahrnehmen und das, was wir im Allgemeinen als Kultur begreifen, interaktiv verhandeln und gestalten. Dies beinhaltet sowohl individuelle Vorgänge wie persönliche Einstellungen, Gefühle und Bedürfnisse, als auch gruppenbezogene Phänomene wie die Entstehung und Entwicklung sozialer Identitäten und Gruppenbewegungen.

Der digitale Wandel und insbesondere die Evolution der sozialen Medien haben einen bedeutsamen Einfluss auf derartige Prozesse, denn sie verändern sowohl unseren Umgang mit Informationen als auch die Art und Weise, wie wir miteinander in Kontakt treten und kommunizieren. Dieser Prozess ist jedoch keine Einbahnstraße! So sind Nutzer:innen nicht nur passive Empfänger neuer digitaler Angebote, sondern gestalten diese interaktiv und kreativ im Sinne ihrer vorhandenen Ziele aus. Einflussreiche „Hashtag Bewegungen“ wie #FridaysforFuture oder #MeToo liefern Beispiele dafür, wie Nutzer:innen, aus einer einfach Index-Funktion, ein Werkzeug zur Massenmobilisierung und Vernetzung geschaffen haben.

Es ist eine spannende Zeit für die Forschung! Neue Analysetechniken und „Big Data“ ermöglichen tiefgreifende Einblicke in menschliches Interaktions- und Kommunikationsverhalten und die komplexen Herausforderungen unserer Zeit zwingen uns dazu, über den eigenen disziplinären Tellerrand hinaus zu denken und neue, innovative Kollaborationen zu entwickeln. Darüber hinaus hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig es ist, Wissenschaft auch für nicht-akademisches Publikum greifbar zu machen. Ich freue mich darauf, diese Herausforderungen im Rahmen der Leitung der Nachwuchsgruppe „Wandel“ anzugehen!

Adrian Lüders studierte und promovierte an der Universität Salzburg (AT) am Fachbereich Sozialpsychologie. Anschließend forschte als Post-Doc im Labor für Sozial- und Kognitionspsychologie an der Universität Clermont-Auvergne (FR), sowie am Centre for Social Issues Research der Universität Limerick (IRL). Im März 2023 übernahm Adrian die Leitung der Nachwuchsgruppe „Wandel“ am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim.